Die Flönz g. g. A. ist eine rheinische Blutwurst-Spezialität und zählt zu den Kochwürsten.Im europäischen Kulturraum ist Wurst, für deren Herstellung u. a. frisches Schweineblut verwendet wird, eine Jahrtausende alte Speise – die Blutwurst gilt sogar als die älteste bekannte Wurstsorte überhaupt. Vermutlich entstand sie aus der Notwendigkeit – vielleicht aber auch aus der Selbstverständlichkeit – heraus, alle Teile eines Tieres zu verwenden, auch sein Blut.
Auf alle Fälle berichtete der griechische Dichter Homer bereits 800 v. Chr. von der Blutwurst. Im 18. Gesang seiner „Odyssee“ lässt er Antinoos zu den Freiern im Haus des Odysseus sagen:
„Ziegenmägen liegen im Feuer, die wir zum Nachtmahl hingelegt, nachdem mit Fett und Blut wir sie füllten.“
Wenngleich etwas archaisch, klingt das der Herstellung 'unserer' Blutwurst nicht unähnlich. Jedenfalls überdauerte die Kochwurst die Jahrhunderte und das Römische Reich, in dem sie übrigens zu Ehren des Fruchtbarkeitsgottes „Faunus“ verzehrt wurde, bis sie sich im 16. bzw. 17. Jahrhundert dann auch in Europa etablierte. In Frankreich ist die „Boudin noir“ – in den frankophonen Überseegebieten sind auch Varianten davon – sehr verbreitet; die Spanier schätzen die vielen verschiedenen Rezepturen ihrer „Morcilla“ und in Italien ist die „Biroldo“ – regionaltypisch unterschiedlich – sehr beliebt.
Die Heimat der Flönz, die nun die EU-Spezifikation geschützte geografische Angabe auszeichnet, ist seit Ende des 19. Jahrhunderts das Rheinland. Ihre Tradition blieb vor allem auf dem Land erhalten, wurde durch Erfahrungen, Einflüsse und Kreativität bereichert und weiterentwickelt und hat heute einen beachtlichen Grad an Prominenz und Beliebtheit.
Damals jedenfalls war der mundartliche Ausdruck „Flönz“ die Bezeichnung für die Wurstzipfel, also die Reste, die der Metzger nicht mehr als Aufschnitt und daher günstig verkaufte. Solch preiswerte Wurstreste waren vor allem bei den armen Leuten begehrt. Und weil die einfache Blutwurst eben auch zu einem Großteil aus Resten bestand und ebenso wie die Wurstzipfel bevorzugt von armen Menschen gekauft wurde, lagen die Namensgebung „Flönz“ und das ursprüngliche Image des Arme-Leute-Essens nahe. Allerdings erzählt man sich, dass in Kriegs- und Notzeiten auch die besser gestellten Herrschaften die Wurstzipfel (vorgeblich für ihren Hund) und die Flönz (für sich) kauften.
Vielleicht hat die Flönz g. g. A. diesem standesunabhängigen Einkaufsverhalten ja ihre mehr als 100-jährige Tradition im Rheinland und die Eroberung der feineren, modernen und sogar kreativen Küchen zu verdanken.